Ich muss ...... essen, ich darf keine ......... essen
Wer kennt das nicht: Man geht zum Arzt, man geht zum Ernährungsberater, und der schreibt einem vor, was man essen soll und was man auf keinen Fall essen darf."Sie müssen Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Wasser trinken, Salat essen..." und: "Sie dürfen auf keinen Fall Schokolade, Bananen, Pizza, Cola, Fanta, Saft, Burger, Pommes, Currywurst, Chips, Kuchen, Torte, Gummibärchen...."Auf einmal hat sich das Nahrungsangebot gedrittelt. Plötzlich habe ich keine große Auswahl mehr an den Dingen, die ich essen will. Manche Sachen sind einfach nur gesund. Von Genuss keine Spur. Manche Sachen müssen aufwändig zubereitet werden, man steht eine Stunde in der Küche und essen kann man vielleicht 20 Minuten.Am Ende der Diät steigt man auf die Waage, hält erst mal 2 Wochen durch mit stetig wachsenden Zähnen (die von Draculara sind dadurch Vampirzähne geworden), wiegt sich und hat nicht mal 1 kg abgenommen. Dann heißt es: "Sie müssen Sport treiben". Also wabert man ins Fitnesscenter oder juckelt auf dem Ergometer ein bisschen rum. Nach 2 Wochen Verzicht und körperlicher Ertüchtigung geht man wieder auf die fiese Waage. Da hat man vielleicht 700 g abgenommen. Also nimmt man sich vor, zu essen, was schmeckt, und sich dafür mehr in Richtung Sport zu kasteien, geht walken, steigt aufs Fahrrad, joggt vielleicht sogar, um zu bemerken: "Hä, ich hab mich nicht an die Diät gehalten. Aber ich hab abgenommen."Von den Leuten, die dauerhaft abgenommen haben, haben es 60% durch Sport geschafft. Es ist kaum möglich, sich mit langen Zähnen zu ernähren, auch nicht als Draculara, aber es ist möglich, die Kalorien zu verbrennen, die man zu sich nimmt. Und wenn das durch Extremsport ist.
Diese vielen Verbote und Gebote aus der Nahrungsindustrie und von der DGE dienen nur dazu, die Essstörung, die man hat, weiter zu stigmatisieren, denn wer hält sich dauerhaft daran, wenn er zwanghafte Essgewohnheiten hat? Selbst ernannte Gurus bei Youtube behaupten, mit reiner Willenskraft kann man überall raus. Man müsste sich nur eingestehen, eigenverantwortlich zu handeln, Verantwortung für das Handeln übernehmen, und schon würde man sich anders verhalten. Da kann man auch behaupten: Esssüchtige müssen einfach weniger essen, Magersüchtige müssen einfach nur mehr essen, und Bulimiker dürfen sich nicht den Finger in den Hals stecken. Ist doch ganz einfach. Gehen wir einen Schritt weiter und behaupten noch, Depressive Menschen sollen einfach das Leben genießen und nicht darüber nachdenken, dann haben wir keine Depressionen mehr. Habt ihr das mal versucht? Wisst ihr, warum das nicht klappt? Weil es eben leider doch nicht so einfach ist, wie es mancher Möchtegern-Fachmann gern hätte. Wenn ich jetzt nur noch das esse, was ich "essen darf", dann halte ich so lange durch, bis der Appetit auf was Leckeres wieder die Oberhand gewinnt. Und das ist nun mal leider nicht lange. Vom "lange genug" bin ich schon seit Jahrzehnten weit entfernt.