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Draculara

Bei uns haben mal meine Schwägerinnen aufgeräumt.

Sie haben in den Schränken auch Ordnung geschaffen, z. B. Unterhosen gefaltet und auf einen Stapel gelegt, Unterhemden ebenfalls. Ich habe anfangs nach der Aufräumaktion wirklich eine halbe Stunde nach der Wäsche da gesessen und versucht, diese Ordnung aufrecht zu erhalten. Dann fiel der Unterhosen-Stapel um, und irgendwann nach dem Xten Umfallen habe ich sie wieder rein geschmissen.

In den anderen Schrankfächern waren auch Klamotten ordentlich zusammen gelegt. Anfangs habe ich hin und wieder eine Schranktür geöffnet, um was raus zu holen. Da sprang mir diese Ordnung entgegen mit dem Gefühl: "Das kannst du nicht! Du bringst alles wieder durcheinander! Du störst diese Struktur! Bleib uns fern!" Mir kam quasi ein massives Gefühl der Ablehnung entgegen, wenn ich die Schranktür öffnete, so wie damals als meiner Mutter alles entgegen kam, wenn sie die Schränke öffnete: "Du Schlampinchen! Schäm dich was! Das legst du jetzt selber zusammen und dann rein!" Nachdem ich es mühsam gefaltet hatte, stieg ich auf den Stuhl und es fiel wieder auseinander, weil ich mich an der Lehne festhielt. Jedes Mal endete diese Aktion damit, dass meine Mutter mir alles wieder aus der Hand nahm und selber in den Schrank legte.


Und nun hatte ich diese fremd auferlegte Ordnung wieder in der Wohnung. Natürlich konnte ich sie nicht halten, das ist etwas, das ich nie gelernt habe und vielleicht auch gar nicht lernen kann. Irgendwie hatte ich den Eindruck, den Sachen, die da so furchtbar ordentlich gestapelt waren, "weh zu tun", sie zu zerstören, die Ordnung zu zerstören, eine sorgfältige Arbeit kaputt zu machen.

Wenn ich heutzutage was mache, stelle ich fest, dass eine frei geräumte Fläche spätestens nach dem nächsten Einkauf wieder voll gestellt ist. Dadurch macht mir der Frust den Eindruck, die investierte Mühe ist umsonst. Es ist, als ob man am Strand umgräbt, damit der Sand feucht ist, wenn es längere Zeit nicht regnet. Diese Arbeit ist vergebens und wird niemals fertig.

Wenn ich nun hier irgendwas aufräume, eine Schrankfläche leer räume oder so was, dann ist die Arbeit so lange sinnvoll, bis wieder irgendwas aus der Einkaufstüte genommen wird und einen Platz in der Küche braucht. Räume ich die Stelle in einem Regal leer, ist das so lange sinnvoll, bis wieder Dinge rein gestellt werden, z. B. neue DVDs oder Bücher. Räume ich den Platz auf dem Fußboden leer, bleibt er das so lange, bis die nächsten Einkäufe nicht in die Schränke passen und die Tüten wieder darauf lagern.

Darum stelle ich mir die Frage: Warum soll ich anfangen, aufzuräumen? Das wäre, als würde ein Maulwurf aufhören, Gänge zu graben, oder den Ausgang nicht mehr finden. Da schaufle ich einen Berg Sand auf einen anderen Platz, damit der Strand wieder feucht ist. Bis ich fertig bin, ist er wieder getrocknet. So fühle ich mich als Messie - es hat irgendwie alles keinen Wert, was ich mache, weil ich nicht voran komme und darin keinen Sinn erkennen kann.