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Draculara

Ich will Messies helfen, ihr Chaos zu dezimieren

 


Bevor ich Sandra Felton, Veronika Schröter oder andere Profis bzw. selbsternannte Experten, zitiere, hier ein paar eigene Tipps:


1. Wichtig ist: Das Chaos entstand nicht in einer Woche oder an einem Tag, es wird auch nicht an einem Tag oder in einer Woche verschwinden, es sei denn man engagiert ein Team und räumt aus mit der Hauruck-Methode, nach der man dann eine Möbelhaus-Wohnung hat, aber nichts wieder findet. Also kleine Schritte, auch wenn das Resultat nach mehreren Stunden noch niederschmetternd unsichtbar ist, führen auch irgendwann zum Ziel! Die kleinsten Teilchen des Puzzles kann man nicht nur einfügen, indem man sie zurecht schneidet, wenn das Gesamtbild dann nicht stimmt!


Diesen Vergleich versteht man, wenn man viele viele Dinge rum liegen hat, kreuz und quer, ungeordnet, und bei vielen vielen Dingen nicht mehr weiß, wohin sie eigentlich gehören.


2. Nun zur praktischen Anleitung: Der Müll

- sollte dort sein, wo er meistens anfällt, bei Vielen ist das die Küche, wenn man Teebeutel aus der Verpackung oder aus dem fertigen Tee nimmt, wenn man Essen aus der Verpackung nimmt usw.

- ist am besten aufgehoben, wenn man nicht umständlich einen Deckel öffnen muss, nachdem man den Schrank öffnet

- wird am besten sortiert, indem man einen Trolli mit 2 Taschen bepackt: Einer für Altpapier und einer mit Gelbem Sack. Die schwere Tasche vorn, damit er nicht umkippt, am Ende nur die Säcke raus nimmt und zum Mülleimer/zum Container bringt. Manche haben wohl auch Restmüll dazwischen, kann man eine Tüte separat oder einen Eimer dazu nehmen und den Inhalt dann in eine Tüte kippen.

- oder wenn man nicht in der Küche aufräumt sondern in einem anderen Zimmer: 2 Eimer nehmen und mit entsprechenden Säcken auskleiden, hin stellen, wo man selbst steht oder in die Mitte des Raums und das Zeug einfach rein pfeffern. Spart viel Pfriemelei und Sortiererei.

3. Das Putzen

wenn man lange Zeit z. B. das Waschbecken nicht geputzt hat, zuerst die Sachen vom Rand runter nehmen bzw. auch entsorgen, dann Scheuerpulver und eine Bürste nehmen und schrubben. Oder den Stöpsel in den Abfluss stecken, heißes Wasser und Gebissreiniger rein, wenn es ganz schlimm ist oder man in die Ritzen schlecht ran kommt.

Für die Zukunft gilt dann: Möglichst die Flächen nicht mehr vollstellen, die öfters geputzt werden (müssen) und diese Reinigung öfter durchführen, auch wenn kein Schmutz zu sehen ist. Einen Badreiniger oder Spülmittel nehmen und mit einem Schwamm drüber zu wischen, erspart später Arbeit.



Meist ist dies ein langer Weg. Mit zahlreichen Ratgebern versuchen wir es seit Jahrzehnten. Alle kennen die Bücher von Sandra Felton, nun gibt es ein neues aus den USA in englischer Sprache, nennt sich "Begraben in Schätzen", ich bin dabei, es ins Deutsche zu übersetzen.


Was ist gut an Sandra Feltons Methoden? Welche kann ich anwenden, welche Methode bringt mich weiter, was hilft wirklich?

Dazu ist es erst mal wichtig, zu wissen: Messies scheitern oft daran, dass die Gegenstände nicht mehr sichtbar sind, wenn sie aufgeräumt werden. Sie befinden sich in den Schränken, und daher wissen wir Messies dann oft nicht, in welchem, bzw. wir fangen tatsächlich erst an zu suchen, wenn Ordnung herrscht! Zumindest nach einem sog. Rollkommando, wenn sich Vermieter oder Hausverwaltung angekündigt haben, nehmen wir auch Hilfe anderer in Anspruch, und wissen plötzlich nicht mehr, wo die Sachen sind, die in die Schränke geräumt wurden. Mir ging es tatsächlich so, dass ich Schranktüren und Schubladen geöffnet habe, um zu suchen.

Sandra Felton hatte einen Karteikasten. Darin hat sie immer alphabetisch geordnet die Dinge einsortiert, auf Karten geschrieben, und daneben die Plätze, an denen sie sich befinden. Dieses Karteikastenprinzip habe ich aufgegriffen und stellte fest, es ist nicht nur praktisch, es beruhigt mich, jederzeit nachsehen zu können, wo sich die Dinge befinden, und es gibt mir Sicherheit.



Diese Sicherheit brauchen viele Messies. So lange sie die Gegenstände sehen, haben sie die Sicherheit, dass sie da sind, sie sehen, wo sie sind, und gewöhnen sich an den Anblick, auch wenn es auf den ersten Blick ein furchtbares Chaos ist. Um davon weg zu kommen, aber trotzdem die Sicherheit zu gewährleisten, zu wissen, wo die Gegenstände sind, ist das Karteikastenprinzip die beste Methode, und eine Chance, vom Chaos weg zu kommen.


Diese anderen Sachen, wie beispielsweise die 3-Kisten-Methode, funktionieren nicht so gut. Da wir aus der "Müll"-Kiste 3 Säcke machen müssen (Altpapier, gelber Sack, Restmüll), oder mindestens 2, (Wertstoff, Altpapier), wird am Ende die Kiste "zu verkaufen, zu verschenken" die größte sein. Der Müll ist schnell weg sortiert oder auf der Halde, die Sachen fürs andere Zimmer sind entweder eben dort in einer Kiste, die wir nicht einsortieren können, weil die Schränke zum Bersten voll sind oder dort auch schon Sachen auf dem Boden liegen, die wir nirgends einsortieren können, und mit der Kiste "zu verkaufen, zu verschenken" ist es schwierig, denn wir können es nur bei ebay verramschen, ein Flohmarktstand kostet ja auch Geld, und oft wissen wir nicht, wem wir etwas schenken könnten. Das landet leicht im Sozialkaufhaus, im Altkleidercontainer oder irgendwo im Keller, weil es "zu schade zum Wegwerfen" ist. Eben der Umgang mit dieser Riesenkiste ist das Messieproblem.

Ich bin selbst Betroffene

Man kann anhand der 3 Messiesongs sehen, dass ich selbst betroffen bin, und ich arbeite gerade selbst an einem völlig neuen Ansatz. Auf der Seite

http://Messiereportagen.npage.de könnt ihr ein paar Sichtweisen auf das Chaos kennenlernen.

 

 

Jetzt habe ich einen Ansatz, und bin dabei, selbst ein Buch zu schreiben, wahrscheinlich ergänzend zu diesem "Begraben in Schätzen". Und zwar, es gibt diesen Spruch: "Wer etwas will, sucht Wege. Wer etwas nicht will, sucht Gründe." Wir alle suchen Wege aus dem Chaos.

 Aber wir wollen nicht mehr sammeln, wir wollen das Chaos nicht mehr. Wir wissen alle mehr oder weniger, warum wir sammeln, und was es uns bedeutet. Das können wir auch noch so aufschreiben, wie wir das sehen.


Nun müssen wir Gründe aufschreiben, aus denen wir nicht mehr sammeln wollen, z. B. weil wir umziehen möchten. Es kommt auch nicht auf die Anzahl der Gründe an, aber sie müssen triftig sein. So aussagekräftig, dass wir die Gründe, warum wir sammeln, als Ausreden betrachten können.

Macht euch eine Liste! Schreibt auf, warum ihr sammelt, und warum ihr nicht mehr sammeln wollt. Könnt ihr euch vorstellen, Platz zu schaffen, um das Chaos vom Fußboden und dem Gästebett weg zu kriegen? Ohne Verlustangst, aber mit einem Gewinn an Platz und Lebensfreude! Denn:


 

 

Allen geht es ähnlich: Sie fragen sich, wo fange ich an. Mache ich es, wie Sandra Felton es empfiehlt? Eine Kiste Müll, eine Kiste Weggeben/Verschenken, eine Kiste für ein anderes Zimmer?

Aus der Kiste Müll sind ein gelber Sack und eine Tüte Altpapier geworden. Aus der Kiste Verschenken ist eine Verkaufskiste für den Flohmarkt entstanden. Aus der Kiste für andere Zimmer ist ein riesiges U-Boot geworden, zig Seesäcke bzw. große blaue Müllsäcke voll oder Kisten übereinander gestapelt bis zur Decke. Und das wäre nur ein Zimmer.

Würde ich es überall so machen, hätte ich jede Menge Kram in den anderen Zimmern einzusortieren. Dumm nur, dass es dafür nirgends Platz gibt, es sei denn, ich verteile den Kram auf dem Fußboden, und so schaffe ich das Chaos aus einem Raum in den anderen.

auf Messietagungen werden 8 Bilder dargestellt. 1 ist noch kein großes Chaos. Nr. 8 wäre das größte Chaos, ein voll gestopftes Zimmer, durch das man nur mit einem BMI von 17 durch kommt und wo man das Bett nur mit einem Hechtsprung erreicht. Ich schätze das Chaos in diesem Fall auf der Skala bei 6 ein.

Die Verzweiflung ist groß und guter Rat teuer, mindestens so teuer wie diese vielen Ratgeber von Rita Pohle "Weg damit" oder von Sandra Felton dieses Drei-Kisten-System. So anzufangen wie S. F. bringt mich also nur so weit, dass ich die Sachen in Kisten bis an die Decke stapele, damit der Fußboden darum herum frei ist. So hätte man in jedem Zimmer mindestens eine Säule. Das Gogo-Tanzen wird zur statischen Herausforderung, die Stange ist viel zu dick, aber leider genauso instabil.

Was also tun? Ich habe mir Gedanken darüber gemacht und kam zu dem Entschluss, dass es ganz anders laufen muss. Als erstes gestehen wir uns ein: Wir sammeln. Wir haben zu viel angeschafft und zu wenig weg gebracht. Also entweder nicht entsorgt, oder nicht verkauft, was wir nicht mehr brauchen. Nun gilt es noch heraus zu finden, worum es sich dabei handelt. Welche Dinge sammele ich, und warum? Die meisten wissen, warum sie sammeln, haben es bei einer Psychotherapie herausgefunden, oder durch Nachdenken bzw. Familienanamnese.

Was die meisten aber nicht wissen, ist die Möglichkeit, genau da anzufangen, umzudenken. Warum sollte ich das nicht mehr sammeln? Weil ich dann mehr Platz habe, OK aber warum noch? Es müssen gar nicht viele Stichpunkte sein, die uns dazu einfallen, sie sollten nur überzeugend sein. Wenn ich nun verstehe, dass ich diese vielen Zeitungen im Leben bisher nicht durchlesen konnte und wahrscheinlich auch niemals durchlesen werde, und wenn ich etwas suche, sowieso ins Internet gehe, dann bin ich an dem Punkt, wo ich sagen kann: Weg damit.

Oder wenn mir klar wird, ich werde im Leben nicht mehr so schlank wie damals, als die Sachen passten, dann kann ich sie auch weg geben. Ich weiß, dass hier keine 8 Leute zu Besuch kommen und im Wohnzimmer sitzen können, also kann das eine Service auch weg. Wenn Lebensmittel bereits Motten anlocken bzw. ich weiß, sie werden schlecht, entsorge ich sie.

Sobald ich also weiß, was weg kommt, fange ich an, auszusortieren, und zwar systematisch nur das, was in den Müll kann, und das, was ich veräußern bzw. verschenken kann. Finden sich wertvolle Stücke, bereite ich einen Tag auf dem Flohmarkt vor oder fotografiere sie und setze sie bei ebay rein. Oder sie kommen ins Sozialkaufhaus.


Weshalb ich selbst so ein Riesenproblem mit Messiechaos habe? Wie ich dann selber helfen kann, wenn ich kein gutes Beispiel abgebe? Das ist wie mit dem Spruch: "Der Schuster trägt die schlechtesten Schuhe". Der Messieratgeber ist aus eigenem Leidensdruck entstanden. Ich habe niemanden, der mir hilft, hier was weg zu schaufeln. Darum sieht es dementsprechend aus.



Erst, wenn wir Platz haben, das übrige einzuräumen, können wir wirklich anfangen, aufzuräumen. Vorher wäre es nur ein Räumen von A nach B, das wenig sinnvoll ist, weil die Verstopfung der Wohnung durch zu viele Dinge, die wir nicht brauchen, weiterhin besteht. Wir können nicht aufräumen, wenn wir für die wichtigen Dinge keinen Platz mehr haben. Das erste, was wir also tun müssen, ist: Platz zu schaffen.

Dazu müssen wir uns im Klaren sein darüber, was wir brauchen und was nicht. Es müssen viele Entscheidungen getroffen werden. Das geht oft nicht von heute auf morgen. Sind Sie alleine, können Sie sich glücklich schätzen, sie können in Ihrem eigenen Tempo arbeiten. Leben Sie mit einem Nicht-Messie zusammen, wird es schwieriger, denn er hat weniger Probleme damit, Dinge los zu lassen, wird ein sehr eifriger und dankbarer Unterstützer, ihm kann es nicht schnell genug gehen.

Sie müssen dem Partner bzw. Mitbewohner klar machen, warum Sie so schnell nicht arbeiten können, dass Sie das Bild, das so entsteht, erst einmal taxieren müssen, aufschreiben, wohin Sie bestimmte Sachen verstauen, erklären, dass eine plötzliche und drastische Veränderung Stress, Verzweiflung, sogar Panik auslösen kann. Darin liegt eine große Schwierigkeit, vor allem, wenn es sich um Kinder handelt.

Für Kinder habe ich die Geschichte mit den 3 Tigern.

An diesem Punkt stellen sich dem BewälTiger, der aufräumen möchte, 2 Tiger in den Weg. Der eine heißt WichTiger. Er behauptet, es gibt Wichtigeres, als jetzt aufzuräumen. Es gibt Wichtigeres als abzuwaschen. Dann muss ich ihm entgegentreten, indem ich sage: "Wenn ich später erst abwasche, ist noch mehr dazu gekommen. Wasche ich in der Werbepause ab, dann schaffe ich es in der Werbepause."

Der andere heißt VorsichTiger. Er sagt, ich sollte vorsichtiger sein mit dem Wegbringen. Es könnte sein, dass die Sachen irgendwann wieder passen, und dann habe ich nicht das Geld, sie mir neu zu kaufen. Es könnte sein, dass ich wieder alle Scheren verlege und froh bin, dass es 5 sind, denn bei nur zwei ist es möglich, dass ich einkaufen muss, wenn die zweite auch weg ist. Es ist möglich, dass ich den einen Pullover nicht finde und dann froh bin, dass ich ihn doppelt habe. Er rät also zur Vorsicht. Ich bin ihm einmal so begegnet, dass ich eine Schere in der Küche am Regal fest gebunden habe mit der Begründung: Diese Schere kommt nicht weg. Eher gehe ich mit dem Zeug zum Aufschneiden zur Schere, als dass die auch noch verloren geht.

Wegen dieser zwei Tiger hat nun Mama bzw. Papa Stress und Schwierigkeiten.

Warum will ich Ordnung schaffen?

Die Motivation ist das Wichtigste. Ohne sie kann nichts erledigt werden. Ohne sie wird sich auch nichts verändern. Wenn Sie aufräumen wollen, halten Sie erst einmal inne. Wie fangen Sie an? Nicht mit den 3 Kisten à la Sandra Felton. Wir haben gelernt: Um aufzuräumen, müssen wir Platz schaffen. Um diesen zu erhalten, müssen wir uns von Dingen trennen. Dann sitzen wir nicht mehr rückwärts auf dem Pferd und sehen nur, was wir zurück lassen, sondern vorne drauf, und können sehen, in welche Richtung es geht.


Machen wir es so wie bei S. F. beschrieben, haben wir in jedem Raum eine Säule mit Kisten bis an die Decke gestapelt, die dort alle einsortiert werden müssen. Das können sie nicht, weil die Möbel alle pickepacke voll gestopft sind. Also schieben wir nur die Säulen hin und her, haben sie im Weg, können keinen Gogotanz machen, weil die Dinger uns nicht aushalten und dann ein heilloses Durcheinander und Kaputtgehen von anderen Dingen die Folge ist.

Besser ist natürlich erst mal erkennen:

Wovon habe ich zu viel - was kann ich entbehren? Und glauben Sie mir: Es ist Einiges!

Worum geht es? Glauben Sie, es geht um Gogo-Tanz-Einlagen, um eine Teleskop-Tanz-Stange? Nein, es geht nach wie vor um Wege aus dem Chaos.

Die nötige Motivation

Wie motiviere ich mich? Wofür tun Sie das? Tun Sie das, weil der Wasserableser, der Dachdecker, der Vermieter kommt? Oder tun Sie das, weil Sie es gern ordentlich hätten? Möchten Sie es zuhause gemütlich haben, weil Sie dort viel Zeit verbringen? Dann erfüllen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse und nicht die der Nachbarn/Freunde/Verwandten/Handwerker...

Nur, wenn der Motor nicht mehr fremdgeprägt ist, also kein Zwang von außen dazu führt, dass Sie aufräumen, werden Sie es wirklich wollen.

Besuch von Freunden => Fremdprägung. Ergebnis: Oberflächliche Ordnung, nach dem Besuch wird es wieder wie vorher.

Eigener Wunsch nach Gemütlichkeit und Ordnung => Eigenmotivation, Ergebnis: Ich tue es für mich, nicht für eventuelle Besucher.

Deshalb ist es auch so wichtig, dass Sie Gründe finden, warum Sie diese Sachen nicht benötigen, warum Sie nicht weiter sammeln werden. Lassen Sie andere außen vor, und sehen Sie sich als Bewohner und einzigen Mittelpunkt der Wohnung/des Hauses. Dadurch lernen Sie sich selbst verstehen und akzeptieren, Sie werden feststellen, dass Sie mit einer steigenden Selbstachtung voran schreiten und, wenn auch in kleinen Schritten, das Chaos einer neuen, gemütlichen Umgebung weicht.


 


 

Es ist nicht nur der Anfang schwer;

da es kein End gibt, umso mehr

habe ich täglich Schwierigkeiten,

die diese Arbeiten bereiten.